EinfĂŒhrung
Kennst du das? Nach dem ersten Winter melden sich Kunden: feine Risse an der Fassade, manchmal diagonal ĂŒber Fenster, manchmal netzartig ĂŒber die FlĂ€che. Klingt klein, wird aber schnell teuer â Feuchte zieht ein, Algen wachsen, Neuanstrich wird fĂ€llig und du hast den RĂŒckruf. In diesem Leitfaden zeige ich dir, wie du Risse sicher einordnest, die passende Reparatur wĂ€hlst und durch saubere Details zukĂŒnftige SchĂ€den vermeidest. Mit klaren Beispielen, belastbaren Richtwerten und Vorgehensweisen, die auf kleinen wie mittleren Fassaden zuverlĂ€ssig funktionieren.
Inhaltsverzeichnis
Wesentliche Erkenntnisse
- Risse bis etwa 0,2 mm gelten in der Praxis meist als âHaarÂrisseâ (nicht-beweglich) â oft reicht eine rissĂŒberbrĂŒckende Beschichtung nach DIN EN 1062-7 (z. B. Klasse A2âA3).
- Risse gröĂer als 0,5 mm oder ĂŒber Bauteilfugen sind in der Regel beweglich â hier funktionieren Fugenprofile, dauerelastische Dichtstoffe und/oder vollflĂ€chige GewebeÂarmierung mit 3â5 mm Spachtel am zuverlĂ€ssigsten.
- GewebeĂŒberlappungen von mindestens 10 cm, Systemdicken von 1,5â2,0 mm bei Beschichtungen bzw. 3â5 mm bei Armierungen und Verarbeitung ab +5 °C sind bewĂ€hrte Eckdaten.
- Sockelzone: mindestens 30 cm Spritzwasserabstand, zementĂ€re Sockelputze (ca. 15â20 mm) und eine Abdichtung nach DIN 18533 reduzieren Feuchte- und AlgenrĂŒcklĂ€ufer deutlich.
Risse Richtig Einordnen
Viele Handwerker verlieren Zeit, weil die Diagnose âaus dem Bauchâ erfolgt. Ergebnis: Die Beschichtung kaschiert nur â der Riss kommt wieder.
Problem
- Unklare Rissursache (Schwund, Setzung, Bewegung, Feuchte) fĂŒhrt zu falscher Methode.
- Klassische VerlĂ€ufe: diagonal ĂŒber Ăffnungen, netzartig flĂ€chig, entlang von Anschluss- oder StoĂfugen.
- Ohne Messung sind Rissbreiten schwer zu beurteilen.
Lösung
- SichtprĂŒfung mit Check: Verlauf, Lage zu Ăffnungen, Untergrund (Mauerwerk, WDVS, Altputz), Feuchtespuren.
- Messen statt raten: Risslineal fĂŒr Breite (â€0,2 mm, 0,2â0,5 mm, >0,5 mm), Laser zur Setzungskontrolle, Kontakt- oder kapazitiver Feuchtemesser an verdĂ€chtigen Zonen.
- Referenzen nutzen: DIN EN 13914-1 (AuĂenputze), DIN EN 1062-7 (RissĂŒberbrĂŒckungsklassen), Herstellerangaben der Systeme.
Praxisbeispiel
Einfamilienhaus, Putzriss diagonal 20 cm ĂŒber FensterÂecke, Breite 0,6â0,8 mm. Diagnose: beweglicher Riss durch Spannungen am Sturz. Lösung: Dehnfuge ĂŒbernehmen (6â10 mm schneiden), HinterfĂŒllschnur, Primer, dauerelastischer Dichtstoff, darĂŒber Gewebeecke und angepasste Beschichtung. RĂŒcklĂ€ufer: null.
Vergleichstabelle Riss â MaĂnahme
| Rissbild | Typische Breite | Bewegung | PrimĂ€rmaĂnahme |
|---|
| HaarÂriss flĂ€chig | â€0,2 mm | gering | RissĂŒberbrĂŒckende Beschichtung (A2âA3), evtl. Feinspachtel 1,5â2,0 mm |
| Linienriss ohne Fuge | 0,2â0,5 mm | gering/mittel | Aufweiten V-förmig (3â5 mm), Spachtel + lokales Gewebe, Deckbeschichtung |
| Riss ĂŒber Ăffnungen | >0,5 mm | mittel/hoch | Fuge schneiden (6â10 mm), dauerelastisch abdichten, Armierung in Eckzone |
| Riss entlang Anschluss | variabel | bauÂteilbedingt |
Feine Risse Schlank Reparieren
Wenn die Fassade sonst intakt ist, lohnen sich schlanke Lösungen â schnell, wirtschaftlich, optisch sauber.
Problem
- Feine bis mittlere Risse (â€0,5 mm) werden oft nur ĂŒberstrichen â das kaschiert, ĂŒberbrĂŒckt aber nicht nachhaltig.
Lösung
- Aufweiten: Riss V-förmig auf ca. 3â5 mm öffnen, Kanten entstauben.
- Spachteln: faserÂmodifizierter Feinspachtel 1,5â2,0 mm, lokal ein 160 g/mÂČ alkaliÂbestĂ€ndiges Gewebe einbetten (Ăberlappung â„10 cm).
- Beschichten: rissĂŒberbrĂŒckende Fassadenbeschichtung gemÀà DIN EN 1062-7 (hĂ€ufig A2âA3) in zwei Lagen, Systemverbrauch beachten (z. B. 0,3â0,5 l/mÂČ je nach Produkt).
- Bedingungen: Untergrund trocken, Verarbeitung ab +5 °C bis etwa +25 °C, direkte Sonne und starken Wind vermeiden (Hautbildung, FrĂŒhschwund).
Praxisbeispiel
Mehrfamilienhaus, netzartige HaarÂrisse im Oberputz (Korn 2 mm), Rissbreiten <0,2 mm. Vorgehen: Reinigung, Haftgrund, rissĂŒberbrĂŒckende Beschichtung A3, Nassschichtdicke nach Vorgabe. Zeitaufwand fĂŒr 150 mÂČ: zwei Tage mit 2-Mann-Team. Ergebnis: homogenes Bild, keine RĂŒcklĂ€ufer in den Folgejahren gemeldet.
Bewegliche Und Setzrisse Dauerhaft Sanieren
Bei beweglichen Rissen machen âKosmetiklösungenâ nur Arbeit. Hier brauchst du DehnfĂ€higkeit im System.
Problem
- Risse >0,5 mm, diagonal ĂŒber Ăffnungen oder an BauteilstöĂen.
- Wiederkehrende Risse nach Ăberarbeitung ohne Fuge/Profil.
Lösung
- Fuge ĂŒbernehmen: Riss zu einer Dehnfuge öffnen (typisch 6â10 mm Breite). HinterfĂŒllschnur (PE), Primer, dauerelastischer Dichtstoff. Faustregel: Fugentiefe â halbe Fugenbreite (max. ca. 12 mm), Dreiecksfuge vermeiden.
- Armierung erweitern: In kritischen Zonen (Fensterecken, Laibungen) Gewebe mit 45°-Eckstreifen ergĂ€nzen; flĂ€chig 3â5 mm Spachtel mit 160 g/mÂČ Gewebe, Ăberlappung â„10 cm.
- Profil statt Putz: An AnschlĂŒssen (Holz/Blech/Mauerwerk) Putzabschluss- oder Trennfugenprofile setzen, statt âaufs GlĂŒckâ anzuputzen.
Praxisbeispiel
Altbau mit Setzungsrissen, Mauerwerkswechsel. Zuerst Fugenplan erstellt, dann drei vertikale Risse zu Dehnfugen ausgebildet (8 mm). VollflÀchige Gewebespachtel 4 mm. Schlussbeschichtung elastifizierend. Nachkontrolle nach einem Jahr: Rissbild stabil.
Feuchte Und Algen Im Griff Beim Sanieren
Risse und Feuchte sind ein PĂ€rchen. Wer nur den Riss schlieĂt, aber Wasserpfade lĂ€sst, lĂ€dt Algen ein.
Problem
- Dunkle VerfĂ€rbungen, GrĂŒnbelag, Abplatzungen im Sockelbereich.
- Risse leiten Spritzwasser ins System; fehlende Tropfkanten lassen Wasser auf der FlÀche auslaufen.
Lösung
- Sockel korrekt ausbilden: Spritzwasserzone mind. 30 cm, zementĂ€rer Sockelputz ca. 15â20 mm, hydrophobe Beschichtung. Abdichtung nach DIN 18533 (Wand-Sockel) ergĂ€nzen.
- Tropfkanten: ĂberstĂ€nde mit Tropfkante (3â5 cm) an FensterbĂ€nken, Gesimsen und AbschlĂŒssen nachrĂŒsten.
- Feuchtesanierung: Bei salz- oder feuchtegeschÀdigten FlÀchen Sanierputzsystem (WTA-konform) einsetzen; Standzeiten und Trocknung beachten (Richtwert mineralisch: ca. 1 mm/Tag, abhÀngig von Temperatur/Luftfeuchte).
Praxisbeispiel
DoppelhaushĂ€lfte, Algen v. a. Nordseite, Haarrisse plus fehlende Tropfkante am Attikaabschluss. Lösung: lokale Risssanierung, neue Tropfkante 40 mm, fungizid ausgerĂŒstete, rissĂŒberbrĂŒckende Schlussbeschichtung. Sichtbare Verbesserung innerhalb weniger Wochen, deutlich geringere Verschmutzung nach einer Saison.
Vorbeugen: Details, Die Risse Verhindern
Risse entstehen oft an immer gleichen Schwachstellen. Wer die Details einmal sauber setzt, spart Jahre lang RĂŒcklĂ€ufer.
Problem
- Spannungen an Ăffnungsecken, DĂ€mmstoffstöĂen, Materialwechseln.
- Witterungsfehler: direkte Sonne, Wind, zu kalte UntergrĂŒnde.
Lösung
- Gewebe richtig fĂŒhren: Ăberlappung â„10 cm, zusĂ€tzliche 45°-Gewebeecken ĂŒber Fenster-/TĂŒröffnungen, StoĂversĂ€tze vermeiden.
- Systemdicken einhalten: Oberputze gemÀà Hersteller, Armierung 3â5 mm, Gewebe mittig bis oberes Drittel einbetten (nicht âam Karton klebenâ).
- Bewegungen respektieren: Dehn- und Trennfugen planen und sichtbar fĂŒhren, nicht âzuputzenâ.
- Witterung im Griff: Verarbeitung ab +5 °C, keine pralle Sonne/Wind; bei Bedarf Netze/Planen aufhĂ€ngen, Anmachwasser gering halten, Nachbehandlung (FeuchtefĂŒhrung) beachten.
- AnschlĂŒsse sauber: FensterbĂ€nke mit Tropfkante, An- und AbschlĂŒsse mit Profilen statt Behelfslösungen.
Praxisbeispiel
WDVS-Sanierung mit wiederkehrenden Eckrissen. NachrĂŒstung: zusĂ€tzliche Gewebeecken, ProfilanschlĂŒsse an Laibungen, Armierungsdicke 4 mm statt 2,5 mm. Ergebnis: sichtbares Rissbild eliminiert, Reklamationen hören auf.
HĂ€ufig Gestellte Fragen
Woran entscheide ich: Beschichten oder Armieren?
Bei Rissen bis etwa 0,2 mm reicht hĂ€ufig eine rissĂŒberbrĂŒckende Beschichtung (DIN EN 1062-7 A2âA3). Zwischen 0,2 und 0,5 mm: aufweiten, spachteln, lokal Gewebe, dann Beschichtung. Ăber 0,5 mm bzw. bei Rissen ĂŒber Ăffnungen/AnschlĂŒssen: Fuge ĂŒbernehmen (Dehnfuge) und/oder flĂ€chig armieren (3â5 mm) â sonst kommt der Riss zurĂŒck.
Kann ich im Winter sanieren?
Nur eingeschrĂ€nkt. In der Regel ab +5 °C Untergrund- und Lufttemperatur, keine Frostgefahr bis zur DurchhĂ€rtung, geringe Luftfeuchte und Windschutz. Bei Grenzbedingungen lieber Termin verschieben oder mit Wetterschutz (Planen, Heizung) arbeiten â sonst drohen Haftungs- und Festigkeitsprobleme.
Muss ich die ganze Fassade neu streichen?
Nicht zwingend. Bei HaarÂrissen reichen oft TeilflĂ€chen mit rissĂŒberbrĂŒckender Beschichtung und sauberem âAusnebelnâ. Bei inhomogenen UntergrĂŒnden oder vielen Reparaturfeldern liefert ein Vollanstrich das beste, gleichmĂ€Ăige Bild.
Wie lange hÀlt die Reparatur?
Allgemein gilt: Wird die Ursache (Bewegung, Feuchte, fehlende Tropfkante) mit behandelt und das System gemÀà Hersteller/DIN ausgefĂŒhrt (z. B. GewebeĂŒberlappung â„10 cm, Systemdicken, geeignete Temperaturen), bleiben die Risse in der Praxis ĂŒber Jahre dicht.
Welche Produkte eignen sich?
Kein Markenrat. Achte auf Systemabstimmung: faserÂmodifizierte Spachtelmassen, alkaliÂbestĂ€ndige 160 g/mÂČ Gewebe, Beschichtungen mit geprĂŒfter RissĂŒberbrĂŒckung (DIN EN 1062-7), zementĂ€re Sockelputze, dauerelastische Dichtstoffe mit passender HinterfĂŒllschnur und Primer.
Fazit
AuĂenputzrisse sind kein Hexenwerk â wenn Diagnose, MaĂnahme und Details zusammenpassen. Miss die Rissbreite, respektiere Bewegungen mit Fugen/Profilen, nutze Gewebe und Systemdicken (3â5 mm bei Armierung, â„10 cm Ăberlappung) und sichere die Sockelzone (â„30 cm, DIN 18533). So reduzierst du RĂŒcklĂ€ufer deutlich.
FĂŒr die saubere Abwicklung hilft dir Donizo: Sprich auf der Baustelle die Rissdiagnose ein, hĂ€nge Fotos an, und generiere daraus in Minuten ein klares Angebot (Voice to Proposal). Sende das PDF direkt an den Kunden, lass digital unterschreiben (EâSignatur) und wandle die Zusage mit einem Klick in eine Rechnung um. Weniger BĂŒro, mehr erledigte Fassaden â genau darum gehtâs.